Analog #2: Eine neue Lichtdichtung für die Mamiya C220, Part 1


Über meine Mamiya C220 habe ich in der Vergangenheit schonmal ein paar Worte verloren.
Wer den Artikel noch nicht gelesen hat, wird im Archiv fündig.

In letzter Zeit habe ich wieder vermehrt mit meiner alten Lady fotografiert. Der ursprüngliche Gedanke, als ich mit ihr auf einer Convention unterwegs war: "Ich würde die Convention gerne besuchen, aber ich habe keine Zeit Bilder zu bearbeiten. Wenn ich analog fotografiere, muss ich auch nicht bearbeiten!" Über die Schwierigkeiten der Fotografie in dunklen Messehallen mit lichtschwachem Filmmaterial (ISO 400) und Objektiv (f/3.5) möchte ich mich nun aber nicht auslassen. Es sind ein paar hübsche Schwarzweiß-Porträts geworden.

Ja - richtig - Schwarzweiß. Bislang habe ich immer nur monochromes Filmmaterial verwendet, da ich dies auch selbst entwickelt habe. Da dies aber im Bereich der bunten Cosplaywelt ein wenig deplaziert erscheint und ich die eigene Negativentwicklung eingestellt habe, wird sich das zukünftig ändern.

Aber um all das soll es heute nicht gehen. Sondern um meine erste feinmechanische Wartungsarbeit an der alten Lady:
Den Einbau einer neuen Lichtdichtung.

 

 

Im ersten Teil möchte ich zunächst die Frage klären was eine Lichtdichtung ist und wozu sie dient:
Stellen wir uns unsere Kamera als eine Art "Kinosaal" vor. Ein Bild wird auf eine "Leinwand" geworfen. In digitalen Zeiten stellt der Sensor diese Leinwand dar, zu analogen Zeiten war dies der Film. Bevor in einem Kino der Film gezeigt wird, wird als aller erstes der Saal abgedunkelt. Sind die Deckenscheinwerfer noch an, so verliert die Projektion an Kontrast. Zudem ist der Saal selbst auch möglichst dunkel gehalten. Denn die Leinwand reflektiert Licht zurück in den Raum - wenn der Raum nun wiederum das Licht zurück zur Leinwand wirft, so führt auch dies zu einem kontrastarmen Bild.

Der Innenraum einer Kamera ist eine Projektionskammer. Genau wie bei einem Beamer gilt:
"Für ein gutes Bild: Alle Fenster verdunkeln, alle reflektierenden Wände mit lichtschluckendem Stoff auskleiden"

 

 Nur, wenn die Kamera an allen Ecken und Enden lichtdicht ist und der einzige Weg für Licht in die Kamera der durchs Objektiv ist, kriegen wir ein ordentliches Bild. Bei einer digitalen Kamera (ausgenommen DSLRs) mit fest verbautem Sensor (den man ja nicht wechseln will) gibt es schon konstruktionsbedingt nur eine einzige Öffnung durch die Licht fallen kann: Das Objektiv. Also muss man lediglich das Objektiv und seinen Anschluss lichtdicht bekommen.

 

Bei einer digitalen Spiegelreflex gibt es noch eine zweite Öffnung: Den Sucher. Auch durch ihn kann Licht in das innere der Kamera fallen. Diesen "Fremdlichteinfall" löst der Spiegel. Klappt er hoch, so verdeckt er den Sucher. Jedoch leider nicht immer 100% dicht. Im normalen Anwendungsfall reichen 99,99% Lichtdichtheit jedoch auch unproblematisch aus.
Für den Anwendungsfall, dass durch das Objektiv jedoch wesentlich weniger Licht auf den Sensor fällt, als durch den Sucher, kann dies bereits qualitätsmindernde Einflüsse haben. Dies passiert bei Einsatz eines extrem dichten ND-Filters. In diesem Fall sollte der Sucher abgedeckt werden (dafür gibt es spezielle Gummi-Gnubsis, aber ein Stück lichtdichter Stoff tut es auch).

Digitale Kameras brauchen rückseitig nicht geöffnet werden, ein Vorteil wenn es um das "abdichten" des Kamerakorpus gegen Fremdlichteinstrahlung geht.

Bei analogen Filmkameras kommt nun noch ein weiteres Problem hinzu: Nach wenigen Bildern muss die "Leinwand" ausgetauscht werden. Also ist es nötig sie großflächig öffnen zu können. Und hier kommen wir zum Problem: Das komplette Kamerarückteil muss umlaufend lichtdicht versiegelt werden! Je nach alter der Kamera hat man dies mit schwarzem Samt gemacht - aber mit dem Durchbruch der Kunststoff-Technik in den 1960er Jahren kamen dann Dichtungen aus schwarzem Moosgummi/Schaumstoff zum Einsatz.

Blick auf die geöffnete Rückseite der Mamiya C220.
Hier wird nach jeweils 12 Bildern ein neuer Rollfilm eingelegt.

 Diese bieten den Vorteil neben ihrer Lichtdichtheit auch noch eine bessere Staubdichtigkeit zu besitzen. Staub in der Kamera heißt Staub auf dem Film heißt Krümel-Flecken auf dem fertigen Foto.
Aber diese Moosgummi-Dichtungen haben auch einen relevanten Nachteil: Sie degradieren und vergammeln. Sie werden brüchig und bröseln. Sie werden matschig, teerig und kleben.

 

Nun hat man den Salat: Die Lichtdichtung ist in die Jahre gekommen und klebrige Krümel fliegen in der Kamera rum. Im "besten" Fall ruinieren Sie nur die Fotos, indem sie auf dem Film kleben. Im schlimmsten Fall verkleben Sie die Kameramechanik. Man male sich die fatalen Folgen für Blende und Zentralverschluss des Objektivs aus. Nun sind die Mamiya-Objektive glücklicherweise so konstruiert, dass ihre Mechanik von außen nicht zugänglich ist. Aber die Film-Transportrollen haben bei mir bereits klebrige Flocken abbekommen. Höchste Zeit also, den Kamerakorpus mit einer frischen Moosgummi-Dichtung auszukleiden...

Klebrige, teerige Krümel, die sich von einer alternden Lichtdichtung lösen.

Soviel also zur Schilderung des Problems.
Der mechanische Ablauf des Dichtungswechsels wird in Part 2 erläutert...

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Kommentare: 2
  • #1

    Hanns (Donnerstag, 25 Februar 2021 10:09)

    Hallo, vielen Dank für die Beiträge zur Mamiya 220 C. Habe mir eine als neue Zweit Kamera damals gekauft zur C 330 C wegen der beiden Objektive, die ja passen.
    Nach wenigen Filmen war dann Schluß mit Hobby aus Zeitgründen. Als Rentner reaktiviere ich meine Ausrüstung inkl 645 J + Zub.
    Kann man eigentlich irgendwo Rollfilm Negative digitalisieren lassen ?
    Wie bekommee ich die Rückwand der C 220 geöffnet ? Habe zwar am oberen Achsantrieb der Rollfilmspule einen Hebel gefunden, aber nach dem Herunterdrücken passiert nix, auch nicht nach dem Hochklappen den Lichschutzes.
    Viele Grüße aus GE
    Joh Tomeczek

  • #2

    RAWR (Montag, 01 März 2021 09:45)

    Hallo Joh (oder Hanns?)
    der Objektivmarkt ist ja leider auch sehr dünn für die C220/330-Serie. Es gab damals meines Wissens "nur" 7 Objektive, von denen heute eigentlich nur noch die beiden Kitlinsen hier und da mal zu finden sind. Die 645J wird da wohl etwas mehr Möglichkeiten bieten, schätze ich?

    Ich habe meine letzten Filme (Kodak Portra Farbfilm) bei Meinfilmlab.de - einer Fotomanufaktur in Nordrheinwestfalen - entwickeln lassen und war absolut zufrieden. Die Digitalisierung in ordentlicher Auflösung (ich glaube es waren rund 4000x4000Pixel bei einem 6x6) war dann bei der Entwicklung mit dabei oder zumindest im Paketpreis deutlich vergünstigt. Die Bilder werden über einen privaten Cloudlink für zwei Wochen zum Download zur Verfügung gestellt, die Papierabzüge kommen per Post. Der Preis war soweit auch okay. Es kommt eine einmalige Bearbeitungsgebühr pro Auftrag dazu, weshalb ich zukünftig meine Filme nach der Belichtung einfriere und sammel, sodass es im Paket günstiger wird. Auch eine nachträgliche Digitalisierung von bereits entwickelten Filmen wird dort angeboten. Das wäre jetzt so meine erste Eingebung, wo man es versuchen könnte. Wobei ich halt selbst auch erst einmalig mit dieser Manufaktur in Kontakt getreten bin.

    Wenn man rückseitig auf die C220 schaut, ist oben am Rückteil ein metallener Knopf mit einer umlaufenden Riffelung, die ein wenig an eine Sonnenblume erinnert. Dies ist ein Schiebeknopf, den man nach rechts schieben muss. Durch den federnden Spannmechanismus des Bildzählers an der oberen Filmrolle, der gegen das Rückteil drückt, sollte der Rückdeckel dann normalerweise von selbst aufspringen. Am letzten Bild dieses Beitrags kann man ganz rechts den Mechanismus auf der Innenseite des Rückteils erkennen. Der Schiebeknopf ist mit zwei kleinen Häkchen verbunden, die für das Einrasten sorgen. Ich hoffe mal, dass bei dir an dieser Stelle nichts verbogen ist und klemmt.
    Ich hoffe ich konnte dir mit der Erklärung helfen :)

    Besten Gruß
    Manu