Disclaimer: Aufgrund der medialen Brisanz um das Thema Onlinemarketing (Influencer) und Schleichwerbung sind Blogartikel, hinter denen eine materielle Profitabsicht steckt als (Schleich-)Werbung zu kennzeichnen. An dieser Stelle möchte ich darauf verweisen, dass alle hier besprochenen Geräte/Produkte aus meinen privaten finanziellen Mitteln erstanden wurde und es sich explizit nicht um ein Sponsoring handelt. Absicht des Artikels ist die Schilderung eines persönlichen Erfahrungsberichts und das zur Verfügung stellen möglichst unabhängiger Einblicke und Informationen für interessierte Leser.

6 Tipps für den Reflektorkauf


Ich liebe die Arbeit mit Reflektoren. Man mag es kaum glauben, da ich sehr viel über Blitze schreibe. Irgendwie scheint es mir immer wieder zwei Lager zwischen Fotografen zu geben. Einerseits die "Technerds" und andererseits die "Puristen" - die Canonisten/Nikonianer und die Sony-User... Sehr ähnlich verhält es sich bei den persönlichen "Licht-Präferenzen". Während die Einen auf Reflektoren schwören, lieben die Anderen ihre Blitze. Ich bin der Meinung beides hat seine Berechtigung - seine Vor- und Nachteile. 

Wie immer habe ich in diesem Punkt einen langen Pfad der Erkenntnis zurückgelegt. Und ich hätte mir gewünscht mein heutiges Wissen schon vor ein paar Jahren gehabt zu haben. Deshalb also dieser "Ratgeber." Disclaimer: Alles was nun folgt ist meine persönliche Meinung zum aktuellen Zeitpunkt. Andere Leute haben vielleicht andere Erfahrungen gemacht. Vielleicht denke ich selbst in einiger Zeit aber auch schon wieder anders darüber.

Der typische "Erstkauf" wird bei den meisten wohl ein runder 5 in 1 Reflektor sein - sie sind sehr günstig und bieten einen ganzen Haufen Möglichkeiten, immerhin 5 Bespannungen zum Preis von nur einem Reflektor, oder?
Ich setze diesen also mal als "Goldstandard" und argumentiere ein bisschen drumherum, wo ich persönlich die größten Probleme daran sehe und wo ich Verbesserungspotenziale sehe.


1. - Länglich statt rund: Das richtige Seitenverhältnis

Meiner Meinung nach ist dieser Trend zu runden Lichtquellen, seien es nun Softboxen oder Reflektoren irgendwie ein nicht nachvollziehbarer Trend. Irgendwer hat einmal behauptet, dass runde Softboxen besonders schöne, natürliche Lichtreflexe in den Augen geben und plötzlich war die Oktabox der heilige Gral der Lichtformer. In Anbetracht jenes "Natürlichkeitsarguments" muss man sich doch fragen wo denn bitte natürliche, große, runde Lichtquellen vorkommen. Die Sonne ist (aus fotografischer Betrachtung) eine winzige Punktquelle, die kaum als "groß" zu bezeichnen ist. Fenster sind auch nur in den seltensten Fällen rund und auch große, reflektierende Flächen wie Hauswände sind selten rund. Es ist Geschmackssache ob man einen runden Lichtreflex im Auge gern hat oder nicht. Nach dem Kriterium der Natürlichkeit müsste man jedoch eher zu eckigen Lichtquellen greifen.

Denken wir doch mal aus einer ganz anderen Perspektive über die Fragestellung nach: Welche Form hat dein Motiv? Die meisten Menschen haben eine eher längliche Form, als eine runde. Entsprechend sollte doch auch der Lichtkegel, welcher maßgeblich durch die Form der Lichtquelle bestimmt wird, länglich geformt sein, oder nicht? Auch ist das Seitenverhältnis unseres Kamerasensors viereckig, länglich. Also passt eine längliche Reflektorform eher zum Motiv. Gängige Größen ovaler Reflektoren weisen übrigens genau das Seitenverhältnis des Kamerasensors auf - 2:3 (60 x 90, 100 x 150, 120 x 180...)

Auch wenn ich in der Nähe zu anderen "Hindernissen" arbeite ist die runde Form besonders ungünstig gewählt. Einen länglichen Reflektor kann ich immer mit der langen Kante direkt an die Wand anhalten. Ein runder Reflektor hingegen bietet den maximal möglichen Abstand zwischen Hindernis und Reflektormittelpunkt. Dies gilt auch, wenn ich mit der Kamera nah am Reflektor arbeiten möchte, was häufig der Fall ist. Die runde Form bietet einfach eine besonders schlechte Raumausnutzung in unserer "ovalen" Welt.

2. - Qualität statt Quantität: Faltenfreie Bespannungen.

Die häufigste Darreichungsform von Faltreflektoren ist mit Sicherheit die "5 in 1" Bespannung. Ein mit dehnbarem Diffusionsstoff bespannter Federstahlrahmen, der mit einem losen Reflektor-Überzug eingepackt wird. Auf die Farben der Bespannung gehe ich im Detail später noch ein. Zunächst geht es mir um die Spannung des Reflektorstoffes. Die Präzision der Lichtführung steht und fällt damit ob der Reflektorstoff faltenfrei ist. Mit einem losen Stück silbernen Stoffes lässt sich das Licht zwar auch irgendwie durch die Gegend werfen, aber eben nicht präzise dort hin, wo man es haben möchte.
Dies ist auch das Verkaufsargument von Reflektoren mit massiven Rahmenkonstruktion, wie sie mittlerweile von mehreren Herstellern angeboten werden. Der bekannteste Vertreter dieser Reflektorbauform dürfte wohl die hochpreisige Edelmarke California Sunbounce sein. Dazu aber auch später mehr.

Ungeachtet der Metallrahmenreflektoren gibt es auch bei Faltreflektoren Modelle, bei denen die reflektierende Beschichtung direkt auf den Federstahlrahmen aufgespannt ist. Dies bedeutet natürlich, dass die Farbauswahl auf eine Vorder- und Rückseite, also nur zwei Farben beschränkt ist. Dies ist jedoch seltener ein Nachteil, als eine schlabbrige Bespannung. Im Bild unten sieht man sehr gut wie gleichmäßig oder ungleichmäßig eine Oberfläche reflektieren kann in Abhängigkeit der Stoffspannung. Während man auf dem unteren Reflektor sogar noch die Form der Lichtquelle (rechteckige Softbox) erkennen kann bietet die obere Oberfläche nur eine ungleichmäßige Reflektion.

3. - Silber und Weiß, mehr braucht es (fast) nicht.

Ein weiteres Argument gegen die 5 in 1 Modelle ist in meinen Augen, dass es in der Praxis eh nur zwei Bespannungen braucht. Silber für hohe Wurfweiten und weiches Umgebungslicht, sowie weiß zum "aufweichen" von hartem Sonnenlicht und dezente Lichtführung.

Ich kenne niemanden, der jemals ernsthaft die goldene Bespannung verwendet hat. Mir fällt auch nur ein einziger Bildlook / Einsatzzweck ein, wofür sie zu gebrauchen sein könnte und in jenen Situationen würde man eher zum Blitzlicht greifen. Verwendet man den Goldreflektor bei Tageslicht, so erzeugt er einen sehr ungesunden Hautton, der an Gelbsucht erinnert. Verwendet man ihn in der Abendsonne, wo das Licht eh golden ist, würde auch der silberne Reflektor ein goldenes Licht geben. Gold braucht es nun wirklich nicht. Die schwarze Reflektorbespannung kann durchaus ihren Nutzen haben, ist aber eher für den "fortgeschrittenen" Benutzer von echtem Wert - und jener lernt aus diesem Ratgeber vermutlich eh kaum neues.

Was noch eher zum Einsatz kommt ist der Diffusor. Ihn verwende ich persönlich sehr gern. Aber beim Diffusor kommt es noch mehr als beim Reflektor auf schiere Größe an. Ein 90cm Diffusor reicht bestenfalls für ein sehr eng geschnittenes Porträt. Ein Reflektor dieser Größenordnung ist hingegen eher unflexibel im Einsatz. Deshalb macht es Sinn hier auf zwei einzelne Produkte in den jeweiligen Größen zu setzen.

9 von 10 aller Einsatzzwecke kann man meiner Erfahrung nach nur mit silber und weiß bestreiten. Diese beiden Bespannungen sollte man also immer möglichst im direkten Zugriff haben. Besonders praktisch wäre es also, wenn sie als Vorder- und Rückseite desselben Reflektors angeordnet wären. Einfach nur den Reflektor umdrehen und schon hat man von silber auf weiß gewechselt. Die oben genannten 2 in 1 Reflektoren funktionieren genau nach diesem Prinzip.
 Bei den 5 in 1 Varianten schaffen es die Hersteller jedoch immer wieder die Bespannungen unfassbar dämlich anzuordnen, indem sie weiß mit gold und silber mit schwarz paaren. So muss für jeden Wechsel von silber auf weiß erst der Überzug geöffnet, auf links gedreht und wieder geschlossen werden. Besonders schlecht verarbeitete Reißverschlüsse, wie sie bei so günstigen Produkten gern verwendet werden, machen das ganze obendrein zu einer hakeligen Angelegenheit. Noch ein bisschen Wind am Set und der Alptraum ist perfekt. Vermutlich haben die Hersteller solcher Systeme selbst nie mit einem Reflektor gearbeitet, anders kann ich mir nicht erklären, warum man die Stoffe nicht nach Einsatzhäufigkeit anordnet.

Mischbespannungen wie silber-gold (Produktbezeichnungen z.B. California Sunbounce Zebra, Walimex wavy-gold) werden von manchen Fotografen gegenüber einer rein silbernen Bespannung bevorzugt. Dies ist wiederum Geschmackssache und ein bisschen von der Situation abhängig. Mir gefällt der "cleane" Look einer rein silbernen Bespannung in der Regel besser, als ein silber-gold Mashup. Eine silber-weiße Bespannung würde mich persönlich durchaus noch einmal reizen. Jedoch habe ich so etwas bislang noch nicht in einer Darreichungsform gefunden, die mir gefällt.

4. Die richtige Größe

Früher habe ich immer über zu kleine Reflektoren geflucht - nun fluche ich über zu große. Die Fläche die ein Reflektor ordentlich ausleuchtet ist ungefähr so groß wie er selbst. Natürlich lässt sich hier und da noch ein bisschen schummeln, aber mit dieser Faustformel kommt man ganz bequem durchs Leben. Nehme ich gerne Ganzkörperfotos auf, dann brauche ich auch einen Reflektor von 180 x 120 cm. Nehme ich Kopf-Brustporträts auf, dann ist ein 90 x 120 cm Reflektor die richtige Wahl. Für einen Headshot reichen 60 x 90cm komfortabel aus. Beim letzten Besuch einer Massenveranstaltung habe ich über meinen großen Reflektor mit 130 x 190 cm wieder ordentlich geflucht, weil er für solche Veranstaltungen einfach zu sperrig ist. Im Zweifelsfall fährt man je nach Einsatzzweck mit einer Auswahl an mehreren Reflektoren richtig. Ähnlich wie beim Kauf der ersten Festbrennweite mit 50 mm sollte man auch hier im mittleren Bereich anfangen und dann schauen an welchem Ende man etwas vermisst. Einen einzigen Reflektor, der alle Situationen komfortabel abdeckt wird man wohl nicht finden.

5. Metallrahmen oder Faltreflektor? Preis, Packmaß und Lichtausbeute.

Ich habe ja oben schon die Metallrahmenreflektoren in den Raum geworfen. Sie haben definitiv ihre Vorteile und wer mal im direkten Vergleich einen edlen California Sunbounce gegen einen Faltreflektor antreten lassen konnte, der kann die "Entzückung" nachvollziehen.

Sie sind einfach besser zu handhaben, lassen sich in puncto Stoffspannung von keinem etwas vormachen und erreichen phänomenale Lichtausbeuten und vor allem Wurfweiten. Als Besitzer eines California Sunbounce Pro wird mir gern Dekadenz unterstellt. Im Gespräch mit anderen Fotografen wird erst einmal die Stirn in Falten gelegt und ein "Na, zu viel Geld?" wird zumindest mit den Augen und dem Tonfall kommuniziert. Arbeitet man dann jedoch für ein paar Fotos zusammen wird dieser zunächst überheblich anmaßende Tonfall langsam kleinlaut.
Es ergeben sich andere Möglichkeiten, wenn man Licht auch noch auf dutzende Meter transportieren kann. Man kann seine Models anders positionieren, wenn man sich nicht (bzw. deutlich weniger) danach richten muss, wo gerade Sonne und Schatten fallen. Der gesamte Aktionsradius wird einfach größer. Dennoch muss ich zugeben, dass ich selbst rund drei Jahre mit mir gekämpft habe, bevor ich mir dieses Monstrum zugelegt habe und ein paar Tränen sind anschließend in das leere Portemonnaie gefallen. Seither habe ich jedoch großen Spaß an meinem Werkzeug.

Der California Sunbounce Micro Mini hingegen hat sich bei mir nicht bewährt. Einerseits, da er zu klein ist für meine Arbeitsweise, andererseits hat sich die Bespannung bei mir als ungemein kurzlebig erwiesen und musste bereits nach einem guten Dutzend Einsätze ausgetauscht werden. Meines Erachtens rührt dies von einer zu starken Dehnung der Bespannung im Außenbereich. Auf Kontakt mit dem Service-Center des Unternehmens sandte man mir freundlicherweise auf Kulanz eine neue Bespannung zu. Die größeren Modelle hingegen erweisen sich nach eigener Erfahrung und Berichten aus dem Bekanntenkreis zuverlässig als langlebiger.

Ein weiterer Vorteil der Metallrahmenreflektoren besteht meines Erachtens in ihren Transportabmaßen. Mein "typisches" Reisegepäck besteht aus einem Fotorucksack und einer Stativtasche. Während die Faltreflektoren, welche im zusammengefalteten Zustand eine große Runde Scheibe darstellen, weder in die eine noch in die andere Tasche passen, kann das längliche Metallgestänge gut in der Stativtasche Platz finden.
Von Haus aus kommen die Metallrahmenreflektoren also nicht in einem kleineren, sondern in einem ergonomischeren Packmaß, welches sich gut in mein persönliches Reisgepäck eingliedert, aber dies ist wohl ein sehr persönlicher Pluspunkt.

6. - Tipps und Tricks: Transport und Handhabung von Faltreflektoren

Zum Abschluss nun nochmal ein Schmankerl aus der Praxis um die "Nachteile" von Faltreflektoren gegenüber den gerade angepriesenen Metallrahmenkonstruktionen etwas zu kompensieren. Auch wenn ich selbst einen California Sunbounce Pro besitze, ist dieser gelegentlich zu groß und sperrig oder mir fehlt eine Diffusionsbespannung. Nun ist dies alles wieder mal eine Geldfrage und mit ein bisschen gesundem Menschenverstand kann man sich behelfen ohne viel Geld auszugeben.
Da wäre zunächst das Thema Handhabung. Meistens setzt man Licht von oben - ja, das gilt auch für Reflektoren ;-). Aber große, wabblige Faltreflektoren hoch zu halten, ohne dass sie sich durchbiegen ist leider nicht ganz einfach. Abhilfe schafft ein Reflektorhalter. Über Klammern, welche in den Federstahlrahmen greifen, können Faltreflektoren beliebiger Größen stabilisiert werden und werden dadurch plötzlich sehr viel handlicher.
Achtet man beim Kauf direkt darauf, dass er am oberen Ende noch einen Spigot besitzt, kann man ihn auch als Teleskopausleger (Boomstick) verwenden um einen Assistenten mit einem Blitz zu betrauen.

Dass Faltreflektoren ab einer gewissen Größe nicht mehr mit in den Fotorucksack passen wollen erwähnte ich ja schon. Typischerweise ist an ihre Verpackung eine Tragelasche angenäht, welche mit etwas Glück nicht sofort abreist. Mit dieser kann man den Reflektor theoretisch an den Fotorucksack binden. Nur wackelt er dann ziemlich blöd hin und her - das nervt! Ihn die ganze Zeit in der Hand mit sich herumzutragen ist aber auch nicht gerade eine elegante Lösung.
Nach ein bisschen nachdenken habe ich mich persönlich dafür entschieden auf der Rückseite der Reflektorverpackung ein paar Gurtbänder mit Schlaufen festzunähen. Statt an einer Lasche, die dem Reflektor noch viel Möglichkeit zum wackeln gibt, ist er nun an drei Punkten über Karabinerhaken fest am Rucksack fixiert und stört beim herumlaufen kein Stück mehr. Die Hülle braucht dabei auch gar nicht jedes mal vom Rucksack abgenommen zu werden, sondern der Reflektor kann einfach herausgenommen und zu einem späteren Zeitpunkt wieder eingepackt werden. Ich habe dies nur für meinen größten Reflektor einmal gemacht. Einen kleineren Reflektor werfe ich nun einfach mit in die größere Hülle hinein.

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