Disclaimer: Aufgrund der medialen Brisanz um das Thema Onlinemarketing (Influencer) und Schleichwerbung sind Blogartikel, hinter denen eine materielle Profitabsicht steckt als (Schleich-)Werbung zu kennzeichnen. An dieser Stelle möchte ich darauf verweisen, dass alle hier besprochenen Geräte/Produkte aus meinen privaten finanziellen Mitteln erstanden wurde und es sich explizit nicht um ein Sponsoring handelt. Absicht des Artikels ist die Schilderung eines persönlichen Erfahrungsberichts und das zur Verfügung stellen möglichst unabhängiger Einblicke und Informationen für interessierte Leser.

Leitzahl? Forget IT!


Im Zuge meiner kleinen "No-Display-Challenge" kam ich natürlich wieder dazu die Helligkeit von Blitzen vorab berechnen zu müssen. Vermutlich kann sich jeder, der mal etwas über Aufsteckblitze gelesen hat noch an die Leitzahl erinnern. Im digitalen Zeitalter spielt sie eigentlich kaum noch eine Rolle. Man stellt den Blitz pro forma nach Bauchgefühl ein, schaut auf das Kameradisplay und entscheidet dann ob man den Blitz heller oder dunkler regelt. Aber dieses Vorgehen hätte ja gegen meine selbst auferlegte Displayabstinenz verstoßen. Also frei nach dem Motto "Back to the roots" mal wieder im Kopf durchgerechnet wie stark ich den Blitz einstellen muss. Ergebnis: Kannste knicken!

Leitzahl / Blendenzahl = Reichweite

Nach der oben gelisteten Faustformel hat man früher die Leistung seines Blitzes eingestellt. Verkürzt man den Abstand um die Hälfte, so erhöht sich die Helligkeit um zwei Blenden. Also muss man entweder die Blitzleistung auf 1/4 reduzieren, die Blendenzahl verdoppeln (was wiederum 2 Blendenstufen = 1/4 entspräche) oder mit dem ISO auf 1/4 des ursprünglichen Wertes runter. Soweit die Theorie. Dabei kann man sich nun die Gehirnwindungen bereits beliebig hart verknoten, aber so ein bisschen Kopfrechnen hat noch niemandem geschadet. Weil das ganze aber etwas umständlich ist, gab es auf alten Blitzgeräten Schiebeskalen, die das Rechnen durch ein Ablesen vereinfacht haben.

Die Leitzahl ist an gewisse Randbedingungen geknüpft, die man in seinen Berechnungen bedenken muss. So bezieht sich die Leitzahl auf eine Sensorempfindlichkeit von ISO 100 und einen vollständig geschlossenen Zoomreflektor am Blitzgerät.
Bei alten Blitzgeräten gab es so etwas wie eine Zoomfunktion noch gar nicht. Heutzutage ist er bei den meisten Blitzen Standard und wird von Fotografen auch gerne verwendet um den Lichtkegel zu beschränken oder noch ein bisschen Extraleistung aus den Blitzen herauszukitzeln.

Der Punkt ist: Es gibt in der Berechnung keinen Korrekturfaktor für den veränderlichen Abstrahlwinkel des Blitzes, da die Formel und der Standard aus einer Zeit stammen, wo so etwas noch nicht existiert hat und heutzutage so eine Berechnung wohl nicht mehr zeitgemäß ist. Also kann ich die Blitzleistung nicht korrekt berechnen, wenn ich den Zoomreflektor beispielsweise auf 24mm statt 105mm einstelle - geschweige denn die Streuscheibe des Blitzes verwende.

In meinem Praxisalltag verwende ich drei Aufsteckblitze, diese habe ich nun einmal auf Herz und Nieren getestet.
Einen Canon 430 EX II mit einer Leitzahl von 43, sowie zwei Yongnuo Blitzgeräte zu LZ58 und LZ60.
Ich habe all diese Blitze in einem Abstand von exakt 1 m (Mit Zollstock auf den Millimeter genau vermessen) zu meiner Fotowand aufgestellt und nun mit einem Belichtungsmesser die Helligkeit bei ISO 100 und geschlossenem Zoomreflektor gemessen. Erwartungsgemäß sollte nun die Blendenzahl der Leitzahl entsprechen. Ist das so? Nein! Anbei habe ich mir nun mal den Spaß erlaubt ein paar Messungen durchzuführen.

Klar zu sehen ist, dass bei allen Blitzen die Leistung knapp zwei Blendenstufen unter dem erwarteten Messwert für eine korrekte Belichtung zurückbleibt. Das Bild wäre also um zwei Blenden unterbelichtet, wenn ich mich an die berechneten Werte halte. Das wäre noch zu retten, aber entspricht nicht ganz dem, was ich erwarten würde. Ich kann nur mutmaßen, dass dies irgendwie mit der historischen "Reichweitendefintion" des Blitzes zusammenhängt. Also dass zwei Blendenstufen Unterbelichtung in analogen Zeiten als "noch zu retten" definiert wurden um schönere Zahlenwerte für die Vermarktung der Blitze zu erhalten. Aber das ist nun reine Spekulation.

Ein weiterer interessanter Faktor ist eigentlich wie die Leistungsabnahme über den Zoombereich von statten geht, dies ist nämlich je nach Blitz unterschiedlich und relativ schlecht reproduzierbar - vielleicht sollte man hierbei auch noch den tatsächlichen Lichtkegel und die Gleichmäßigkeit des Lichtabfalls betrachten? Noch spannender wird es eigentlich bei der Streuscheibe. Die Streuscheibe des stärksten Blitzes schluckt so viel Licht, dass er fast zwei Blendenstufen dunkler endet als der mit Abstand schwächste Blitz. Das könnte an Dicke, Material und Schliff der Scheibe liegen.

Was habe ich daraus für mich abgeleitet? Ich habe mir kleine Aufkleber mit den Messwerten gebastelt und diese direkt auf die Blitzgeräte geklebt. Irgendwie scheint mir dies praxisnäher als diese blöde Behelfslösung mit der Leitzahl, die irgendwie an keinem Ende hinzuhauen scheint.

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