Externe Batteriepacks für Aufsteckblitze


Disclaimer: Aufgrund der medialen Brisanz um das Thema Onlinemarketing (Influencer) und Schleichwerbung sind Blogartikel, hinter denen eine materielle Profitabsicht steckt als (Schleich-)Werbung zu kennzeichnen. An dieser Stelle möchte ich darauf verweisen, dass alle hier besprochenen Geräte/Produkte aus meinen privaten finanziellen Mitteln erstanden wurde und es sich explizit nicht um ein Sponsoring handelt. Absicht des Artikels ist die Schilderung eines persönlichen Erfahrungsberichts und das zur Verfügung stellen möglichst unabhängiger Einblicke und Informationen für interessierte Leser.


Mein letzter Artikel über den Nutzen von Nickel-Zink-Akkus hat bereits ein wenig vorgegriffen. Diesmal möchte ich über ein kleines Tool sprechen, welches sich bei mir mit der Zeit in die Fototasche geschlichen hat und dort nun Wertschätzung genießt:
Das externe Batteriepack für Speedlights

 

Externe "Boostpacks", wie ich sie nachfolgend bezeichnen möchte, gibt es schon lange am Markt. Ihre Handhabung ist denkbar einfach: Boostpack per Kabel an einen Speedlight anschließen, fertig. Zunächst erscheint dies wie ein Sportauspuff an einem Smart. Ich war zunächst auch skeptisch.

Irgendwann überwiegte meine Neugier:
Ich habe mir vor zwei Jahren ein Boostpack gekauft. Ohne wirklich genutzt worden zu sein, verstaubte es in der Schublade. Erst als ich ihm eine zweite Chance gegeben hatte, überzeugte es mich - mittlerweile habe ich es lieb gewonnen. Daher möchte ich kurz ein paar Worte über diese Nischenprodukte verlieren.

Marktübersicht

Boostpacks gibt es in verschiedenen Ausführungen in einer Preisspanne von ungefähr 25-200€. 

Einige werden mit Standardbatterien befüllt, andere besitzen Akkus mit Sonderbauform. Auf die Unterschiede möchte ich kurz eingehen.

 

Boostpacks mit Standardbatterien gibt es in unterschiedlichen Größenordnungen. 6-12 AA-Batterien sind gängige Größen, die ich gefunden habe. 

Vorteile dieser Packs bestehen darin, dass wohl jeder Fotograf AA-Akkus zuhauf in seiner Kameratasche hat und nicht in einen teuren Spezialakku investiert. Dies macht die Batterielösung günstiger, da das Boostpack sonst nur aus einem Spritzgussgehäuse, einem Kabel und einer kleinen elektronischen Baugruppe besteht.

Boostpacks mit vielen Batterien haben höhere Leistungsreserven, die sich hauptsächlich durch eine höhere Anzahl an Blitzauslösungen bemerkbar machen. In der Recycletime sind die Unterschiede zwischen einem Pack mit vielen und einem mit wenigen Zellen kaum spürbar, da andere Faktoren den Ladevorgang limitieren (ich erspare die Details).

 

 

Auf der anderen Seite stehen Lösungen mit Spezialakku, wie beispielsweise der Walimex Powerblock oder das Godox ProPack, die ich einmal exemplarisch besprechen möchte. Diese Lösungen sind für größere Anabolika-Aufsteckblitze (Lightshooter, AD360) ausgelegt. Ihre Energiespeicherkapazitäten und Stromlastfähigkeiten sind entsprechend groß - was sich dennoch aufgrund erwähnter Limitierungen kaum in der Recycletime widerspiegeln dürfte. Sie besitzen zwei Powerports und können somit zwei Speedlights parallel versorgen - was jedoch zu Kabelsalat und Stolperstricken führen dürfte, wenn die Blitze ein wenig Abstand zueinander haben. Zudem lassen sie sich mit entsprechendem Adapter auch als USB-Powerbank verwenden. Nutzt man diese Möglichkeiten, beispielsweise um unterwegs Handy, Kameraakku o.ä. aufzuladen, könnte sich ein solches Powerpack als Universalhelfer entpuppen.

Grundidee und Nutzen...

Große Anabolika-Speedlights mit 360 Ws (Godox AD360 u.ä.) verfügen über keine interne Energieversorgung, für sie stellt ein Boostpack die Hauptbatterie dar. Bei herkömmlichen Speedlights ist dies anders, durch ihre internen Batterien kommen sie auch ohne "Starthilfe" aus. Nominell betrachtet sind die Boostpacks damit eine "überflüssige" Zusatzinvestition, die Geld kostet, Platz im Fotorucksack verschwendet und eventuell fummeliges Gebamsel darstellt. Je nach Blitz und Boostpack ist die Versorgung der blitzinternen Steuerungselektronik extern möglich oder nicht. Falls nicht (dann ist der entsprechende Pin des Powersteckers einfach nicht angeschlossen) so müssen in den Speedlight zusätzlich zum Boostpack auch Batterien eingelegt werden.

Die Blitze werden nicht heller durch die Verwendung mit Boostpacks - hier also kein Vorteil. Mehr Auslösungen vor einem Batteriewechsel zur Verfügung zu haben ist kein echtes Argument. Ein Batteriewechsel während eines Fotoshootings, sofern nötig, tut nicht weh. Zwei Dinge schafft so ein Boostpack jedoch, die das Leben erleichtern können: Schnellere Blitzfolgezeiten und eine Entlastung des Überhitzungsrisikos kritischer Komponenten. 

Schnellere Blitzfolgezeiten

Die Blitzröhre funktioniert auf Basis einer Gasionisation, die hohe Spannungen (ca. 250-330 V) benötigt um einen Lichtbogen zu zünden. Um so hohe Spannungen direkt durch die Batterien bereitzustellen, müssten 200 AA-Zellen in Reihe geschaltet werden. Trotzdem kommt ein Blitzgerät mit nur 4 Zellen aus, was sich in Bauraum und Gewicht positiv bemerkbar macht. Die verfügbare Energie aus den Batterien muss jedoch innerhalb des Blitzgerätes "aufbereitet" werden um die nötigen Spannungen und Stromimpulse zu erzeugen. Ähnlich wie das Befüllen eines Wassereimers, der schwungartig in einem einzigen Wasserschwall entleert werden kann, dauert dies eine gewisse Zeit, die vom "Wasserhahn" abhängig ist. Lege ich einen zusätzlichen Wasserschlauch von einem zweiten Wasserhahn mit in den Eimer, so füllt er sich schneller.
Ein Boostpack entspricht eben genau so einem "zweiten Wasserhahn", wodurch sich die Blitzfolgezeiten folglich deutlich reduzieren.

Merklich wird dieser Vorteil eigentlich nur, wenn der Blitz auf voller oder halber Leistung, also an seinen Limits, eingesetzt wird. Dafür gibt es jedoch genug beispiele: Einsatz Licht-schluckender Lichtformer (Beauty-Dish mit Wabe z.B.) oder Farbfolien, Arbeiten bei Tageslicht oder Sonnenschein, Große Blitzdistanzen, Notwendigkeit den Hintergrund dunkel zu blitzen...
In meinem Nutzungsprofil dürften diese "Sonderfälle" zusammengenommen durchaus 75% des gesamten Einsatzspektrums abbilden.
Dies ist sehr subjektiv vom eigenen Nutzungsverhalten abhängig. Fotografiert man oft Indoor und möchte den Blitz mit vorhandenen Lichtquellen balancieren oder arbeitet im Makrobereich, so schaut das ganze vermutlich anders aus.

Entlastung heiß-laufender Komponenten

Zunächst mag es widersprüchlich klingen, wenn ich behaupte, dass ein Boostpack die Überhitzung des Blitzes vermeiden kann. Immerhin nutzt man es doch gerade dazu den Blitz häufiger in derselben Zeit abzufeuern, was zu einer stärkeren Erhitzung der Blitzröhre führt.
Ja, aber... die Blitzröhre ist in der Regel nicht das hitzekritische Bauelement.


Die Blitzröhre besteht aus Quarzglas (Schmelztemperatur ~1500°C, Betriebstemperatur 600-800°C gut tolerabel) und Wolframelektroden (Schmelzpunkt 3422°C) - was soll ihr schon passieren, wenn sie im Dauerbetrieb statt 70°C mal 100°C heiß wird? Solange die umliegenden Kunststoffkomponenten nicht schmelzen wird hier nicht viel Schaden zu erwarten sein.

 

Neben der Blitzröhre gibt es eine Reihe anderer Komponenten, die durch den Stromfluss im Blitzgerät erwärmt werden. Der Kondensator, die IGBT-Schaltung, die Stromdrossel mit Freilaufdiode vor der Blitzröhre... aber die größten Ströme und damit auch die größte Erwärmung, treten im Niederspannungsbereich auf, also an Batterien und Spannungswandler, grob Überschlagen wird hier eine Dauerlast von 10 A auf geringstem Bauraum abgegriffen (gerade der Spannungswandler mit nur ca. 1x1x0,5 cm Größe dürfte meines Erachtens die Achillesferse darstellen.)

 

Genau diese kritischen Komponenten werden durch das Boostpack entlastet. Dies enthält nämlich nicht nur zusätzliche Batterien, sondern auch einen zweiten Spannungswandler und verpasst dem Blitzgerät eine direkte 320 V-Injektion. Die hitzekritische Spannungswandlung wird also aus dem Blitzgehäuse nach außen verlagert, wodurch innerhalb des Blitzes sehr viel weniger Abwärme entsteht. Dies ist auch ein wesentlicher Pluspunkt gegenüber den zuletzt vorgestellten Nickel-Zink-Akkus, welche eher als "Krücke" für Blitze, die keine externe Speisung unterstützen, zu verstehen sind.

Randnotiz: 

Es gibt etliche YouTube-Videos zu Umbauaktionen, bei denen der interne Batterieslot aus einem Blitzgerät ausgebaut wird und stattdessen über ein Kabel ein größerer, externen Akku eingesetzt wird. Einerseits ermöglicht dies Akkus mit höherer Stromfähigkeit (bspw. Modellbau-Akkupacks), wodurch höhere Ladeströme umgesetzt werden können, andererseits werden zumindest die heißlaufenden Batterien aus dem Gehäuse nach außen verlagert. Aber der Hochspannungstransformator als kritischstes Bauteil bleibt weiterhin erhalten und erwärmt sich durch die stärkere Batterie zudem noch stärker. Derartige Projekte wurden nicht bis zum Ende durchdacht und sind eher kritisch zu betrachten.

(Un)praktische Handhabung?

Der größte Nachteil war für mich immer das Rumgebamsel des Boostpacks. Egal wie toll ein Produkt aus technischer Sicht ist, lässt es sich blöd transportieren oder ist umständlich in der Handhabung, kann man es im Alltag vergessen. Dasselbe Problem besteht grundsätzlich auch mit herkömmlichen Portys, wo Batteriepack und Blitzkopf getrennt sind. Ohne robuste Klammer macht das ganze wenig Spaß. Ich bin selbst auch kein Freund davon einfach einen Tragegurt irgendwie am Stativ festbinden zu müssen.  Damit steht und fällt für mich persönlich ob ich ein Produkt im praktischen Alltag einsetzen werde oder nicht.

 

Je nach Boostpack werden verschieden Befestigungsmöglichkeiten vorgesehen. Der Walimex Powerblock beispielsweise besitzt einen Umhängegurt um den Akku am Körper zu fixieren, während der Speedlight auf der Kamera montiert ist. Andere Anbieter bieten beispielsweise eine Gürteltasche an.

Mein Modell besitzt die Möglichkeit über eine 1/4" Schraube am Stativgewinde der Kamera festgeschnallt zu werden. Mit einem Blitzfuß lässt es sich also auch direkt unter den Blitz schrauben für den entfesselten Einsatz.  Das Manko: Eine Montage des Blitzes auf dem Lichtstativ oder Schirmneiger ist dann nicht mehr möglich, da auf der anderen Seite des Batteriepacks keine Montagemöglichkeit vorgesehen ist.

 

Durch die Nutzung von Speedbrackets, welche zur Montage den Blitzkopf direkt klemmen und auf den Blitzschuh verzichten ist das Batteriepack bei mir wieder in den Fokus gerutscht, da nun die Montage so simpel ist, wie die eines Funkauslösers. Vermutlich werde ich Kürze eine Gummi/Klettlösung für das Batteriepack nähen um auch beim Einsatz von normalen Schirmneigern eine vernünftige Montagemöglichkeit am Stativ vorzusehen, die kein zusätzliches Gepäck erfordert.

Fazit - Lohnende Zusatzinvestition?

Es handelt sich bei den Boostpacks definitiv um "Speziallösungen" die sich vermutlich zurecht nicht in jeder Fototasche finden.

Ich für meinen Teil spüre einen merklichen Zugewinn für mein Arbeiten mit Batteriepack.
Ob dies eine sinnvolle Investition für einen selbst ist hängt von ein paar wesentlichen Fragestellungen ab:
1. Nutze ich oft Speedlights am Rande ihrer Leistungsgrenzen?
2. Steigen meine Blitze gelegentlich durch Überhitzung aus, werden merklich warm oder haben öfter Fehlzündungen?

3. Besitzen meine Blitze überhaupt einen externen Powerbus?

4. Wird das Boostpack "rumbaumeln", wenn ja stört mich das?

 

Je nachdem wie man nun an dieser Stelle für sich selbst geantwortet hat, würde ich am Ende zwei sinnvolle Optionen herausstreichen.
Entweder kleine, leichte, kostengünstige Batteriepacks (Neewer/Meike SD8A, JJC - Kostenpunkt 25-40€).
Oder eben aufs ganze gehen und sich einen richtigen Powerblock besorgen. Dieser bietet durch die Einsatzmöglichkeit als universelle Energiequelle (USB) und seine Ladestandsanzeige einen tatsächlichen Mehrwert. Große Batteriebetriebene Boostpacks bieten prinzipbedingt kaum Vorteile gegenüber kleinen baugleichen Lösungen, sind aber teurer, schwerer und größer.

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