How to (A)Social Media?

Starten wir mal wieder mit einem schlauen Zitat:

"Die höchste Form menschlicher Intelligenz besteht darin zu beobachten ohne zu bewerten"
- Jiddu Krishnamurti -

Dieses Zitat warf man mir im Jahr 2016 bei einem Seminar über Kommunikation und Psychologie mal an den Kopf. Ich finde es sehr schön und inspirierend. Lässt man sich einmal ohne Vorurteile darauf ein über gewisse Sachverhalte nachzudenken, dann wird man an fast allem Gutes und Schlechtes finden. Diese Seite hier ist aus Frust entstanden - aus Frust über die sozialen Medien und den negativen Einfluss, den sie auf das eigene Denken haben. Nonstop wird man mit (für das eigene Leben oft belanglosen) Inhalten befeuert, über die man unwillkürlich nachdenkt. Ein richtiges Abschalten wird schwer. Das Weltbild wandelt sich ohne, dass man es selbst bewusst wahr nimmt. Je mehr Abstand ich zu dem Online-Trubel gewinne, desto freier und zufriedener fühle ich mich. Ich habe einen größeren Tatendrang. Aber desto weniger Kontakt halte ich auch zu den Freunden und kreativen Köpfen, die mich inspirieren oder die ich auch einfach nur mag.
Kurz um - ohne Internet habe ich mehr Motivation mich kreativ zu beschäftigen. Aber ohne Internet fehlt mir der Kontakt zu den Menschen, mit denen ich mich gerne kreativ beschäftigen möchte: Eine klassische Zwickmühle.

Es kommt darauf an, was du daraus machst...

Also setzen wir uns mal ein paar Minuten hin und schreiben auf, was gut und was schlecht ist und was wir am besten daraus machen.

Gut: Kontakt zu vielen und teils weit entfernt wohnenden Freunden und Kreativen.
Schlecht: Kontakt ist oft unpersönlich.

Lösung: Mehr "analogen" Kontakt pflegen und die Medien nur als "Verabredungsmittel" begreifen. Häufiger mit Leuten vor Ort einen Kaffee trinken gehen. Hin und wieder eine Reise planen um auch die entfernt wohnenden Freunde zu treffen. Geburtstagskarten schreiben und per Post verschicken, statt einen stumpfen Kommentar in die fb-Chronik zu schreiben, weil man gerade vom System daran erinnert wurde.

Gut: Nette Kommentare und Nachrichten auf der Künstlerseite erhalten.
Schlecht: Trolle und Idioten, die nur provozieren.

Lösung: Trolle ignorieren oder abwürgen. Selbst häufiger mal Portfolios von inspirierenden Künstlern durchblättern und "Fanpost" schreiben - ohne Hintergedanken, einfach nur um Leuten eine Freude zu machen.

Gut: Zufällige Seitenvorschläge, Motivation und Kreativität schöpfen aus hochwertigen Beiträgen anderer und unbekannter.
Schlecht: Nonstop zugespamt werden mit inhaltslosen Selfies, Katzenfotos und konsumorientiertem Clickbaiting. Nennenswerter Zeitverlust durch "Unwichtiges".

Lösung: Mal genauer hinschauen - wie viel hochwertiger Content steht im Verhältnis zu wie viel unnützem Spam? Klare Grenze ziehen: 90% Selfies im Portfolio -> fliegt raus! Weniger Seiten im Auge behalten, diese dafür genauer. Genauer überlegen wann man wo einen Daumen verteilt.

Der Kunde will es so...

In dieser Welt passiert viel Unsinn. Und in der kapitalistischen Weisheit von "Angebot und Nachfrage" gibt es das eine große Totschlag-Argument: "Der Kunde will es so". So entstehen "genormte" Salatgurken und ein großer Teil der jährlichen Kartoffelernte wird noch auf dem Feld vernichtet, weil die Knollen zu groß, zu klein oder zu unförmig sind um dem Kunden zu gefallen. Dass der Kunde dabei gar nicht gefragt wird, lassen wir mal außen vor. Vermutlich war auch der Kunde nicht bereit 1000€ mehr für seinen prolligen Diesel-SUV zu bezahlen und deshalb hat man sich schon ab Werk in vorauseilendem Gehorsam den Kundenwünschen folgend eine effektive Abgasreinigung gespart.
Die einzige Möglichkeit mit dem Anbieter zu interagieren folgt über die Nachfrage. Denn Verkaufszahlen lassen sich quantifizieren, statistisch erfassen und somit optimieren. Und was sind denn "Likes" anderes als virtuelle Verkaufszahlen für die produzierten Inhalte, die wir präsentieren? Um im großen System eine Rolle zu spielen, bin ich als Einzelner zu klein. Aber wenn ich die angebotenen Inhalte im Internet bewusster konsumiere und mir gut überlege, was ich weglasse und was ich honoriere, dann habe ich vielleicht eine Möglichkeit zumindest im Kleinen Einfluss darauf auszuüben, was mir angeboten wird. Häufiger mal ein Dankschreiben oder Fanbrief verfassen und häufiger mal nicht auf "gefällt mir" drücken, wenn ich weniger von etwas sehen möchte.

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