Bye Bye Lightroom...

Fotografie ist ein teures und zeitintensives Hobby. Gerne geht man umfassende Opfer in puncto Portemonnaie und Terminkalender für sein Hobby ein. Aber dennoch sollte man dies nicht blind tun, finde ich. Ich bin ein sparsamer Mensch und jemand, der Wert auf Zeiteffizienz legt. Insbesondere bei Arbeiten, die mir keinen Spaß machen. Bildbearbeitung macht mir übrigens keinen Spaß. Das führt dazu, dass ich nicht nur versuche wenig Zeit in Software zu investieren, sondern auch möglichst wenig Geld. Allgemein versuche ich mir unnütze Investitionen in der Fotografie zu verkneifen. Manchmal gelingt mir das, manchmal auch nicht. Aber ich käme nicht auf die Idee mir eine neue Kamera zu kaufen, wenn die alte ihren Dienst noch genau so tut. Vor dem Hintergrund, dass ich vielleicht zwei mal im Jahr in eine Situation käme, wo ich mit einer neueren Kamera fünf Prozent mehr Bildqualität erhalte, erscheint eine Investition im vierstelligen Bereich einfach infam.

Gefangen im Abo?  Keine Adobe CC für mich...

Ähnlich steht es um die Investition in Software. Ich nutze nie die neueste Softwareversion, wenn daraus kein nennenswerter Vorteil für meine Arbeit resultiert. Ich habe in sechs Jahren Bildbearbeitung nie mit Photoshop gearbeitet, sondern immer mit der Software des Herstellers Serit. Mit der neuen Engine zu Affinity Photo ist Serif mittlerweile vielen ein Begriff. Aber die alte Software PhotoPlus kennt vermutlich niemand mehr. Eine Vollversion der Vorjahresausgabe hat zu jeder Zeit weniger als 20 € gekostet. 2011 habe ich mit der Version X3 gearbeitet, 2013 bin ich auf die Version X5 umgestiegen und 2016 kam das Upgrade auf X7. Ich habe also in nunmehr knapp über sechs Jahren keine 60€ für Bildbearbeitungssoftware ausgegeben. Merkt man das? In anspruchsvollen Rechenanwendungen: Ja. Beispielsweise erzeugt die Frequenztrennung in fein aufgelösten Pixelstrukturen leichte Artefakte. Wie groß wäre der Aufpreis für die zweifelsfrei bessere Software von Adobe in den sechs Jahren gewesen? Den aktuellen Preis für das Abo zugrunde gelegt (23.89€/Monat laut offizieller Adobe-Homepage) spuckt mir mein Taschenrechner einen Preis von 1.712,88€ aus. Also 1650€ Ersparnis für minimal geringere Bildqualität bei vereinzelten Arbeitsschritten meines Workflows - oder prozentual ausgedrückt 96,5% Ersparnis. Das lass ich einfach mal so stehen. 

Von einer Abofalle im klassischen Sinne zu sprechen wäre missverständlich. Die Adobe CC ist in ihren Diensten transparent, jederzeit kündbar und nicht ohne Grund immer noch DIE Monopolsoftware im Bereich der Bildbearbeitung. Jedoch gab es in meinem direkten Freundeskreis bereits mehrfach Probleme, dass Bilder nicht mehr zugänglich oder nutzbar waren. Entweder dadurch, dass sie ausschließlich in der Cloud gesichert wurden, oder durch Speichern der Dateien in Formaten wie .DNG oder .PSD, die dann nicht mehr ohne Weiteres zu öffnen waren. Dadurch, dass sich der eigene Workflow immer an der Software, die man nutzt, orientiert wird das umstellen müßig und holprig. Jedoch ist dieses softwaregebundene Arbeiten auch schlichtweg notwendig um seine Effizienz zu steigern. Hinzu kommt der sogenannte Netzwerkeffekt: Photoshop und LR sind ja unter anderem deshalb so viel nützlicher als andere Programme, weil es Plugins, Lektüre und Tutorials von Drittanbietern oder Privatpersonen gibt. So zum Beispiel auch Pinsel, Objektivkorrekturdaten oder Presets. Je mehr Leute Photoshop nutzen, desto größer ist der Absatzmarkt, desto größer ist der finanzielle Anreiz Plugins zu programmieren/erstellen, desto nützlicher wird Photoshop, desto mehr Leute nutzen es. Ein selbstverstärkender Effekt der zur Monopolstellung der Software beiträgt. Aber deshalb schafft man sich eine selbstverschuldete Abhängigkeit, also sitzt man in der Falle.

Darum hat sich Lightroom bei mir jahrelang bewährt...

Anders sieht das bei Lightroom aus. PhotoPlus hat in meinen Augen zu keiner Zeit einen brauchbaren RAW-Konverter bereitgestellt. Weshalb ich im Jahre 2013 mit dem Upgrade zur Version X5  auch Lightroom 4 erworben habe. Bereut habe ich das nie: Lightroom ist, sobald man sich an die Oberfläche gewöhnt hat, ein effizientes Tool und eine tolle, ausgereifte Software. Mit dem Kauf meiner Vollformatkamera im Sommer 2014 bekam ich dann noch einmal im Bundle die Version LR5 in die Hände. Diese verwende ich bis heute und mein Verlangen die Software zu wechseln war seither nie sonderlich groß. Die Unterstützung neuer Kameras und Objektive fehlt jedoch. Das führt mehr und mehr zu einer Einschränkung für mich. Somit bin ich also wieder an dem Punkt angekommen, dass ich in ein Softwareupdate investieren sollte. Eines ist jedoch anders als bislang - ich will nicht die Auslaufversion, sondern eine aktuelle. Auf die nächsten drei bis vier Jahre sollte ich damit Ruhe haben. Somit war schnell klar, dass ein Umstieg auf die über zwei Jahre alte Version LR6 nicht mehr wirklich sinnhaft ist und ich die neue Version LR7 abwarten möchte... 

LR7 nur noch als Abo? Tschüss, ich gehe...

Pustekuchen: Adobe stellt laut Fachpresse zukünftig keine Solitärversion mehr bereit. Somit wird der Umstieg auf ein Abo-Modell erzwungen. Auf diesen Zug werde ich jedoch keinesfalls aufspringen. Laufende Kosten, die sich aufsummieren für Updates, die für mich weder dringlich noch relevant sind scheue ich. Das ist in etwa so, wie einen Vertrag mit einem Fitnessstudio über drei Jahre abzuschließen, welches man dann nach zwei Monaten nicht mehr besucht. Zwar gehen pro Monat nur dreißig Euro vom Konto ab, aber insgesamt sprechen wir dennoch über eine Summe im vierstelligen Bereich.
Ein weiterer Grund ist, dass ich bewusst offline arbeite - das hat mir merkliche Vorteile beschert. Mein Foto-Computer besitzt seit seiner Anschaffung im Jahr 2014 keine Verbindung zum Internet. In all den Jahren habe ich ihn nur zwei mal für Treiber- und Softwareupdates kurzzeitig für eine halbe Stunde an das Internet angeschlossen. Mit dem Effekt, dass ich bei der Arbeit weniger abgelenkt werde. Übrigens läuft der Computer immer noch so schnell, fehlerfrei und aufgeräumt wie am ersten Tag. Ich laste ihn bei aller Bemühung auch nie zu mehr als 20% aus. Er wird mir also auch noch über viele Jahre einen guten Dienst leisten. Datensicherheit und Viren - kein Thema. Ich will nicht durch ein Abosystem aus dieser Komfortzone herausgerissen werden. Zwar kündigte Adobe einen nennenswerten Performance-Sprung der neuen Software an, was ich durchaus begrüßen würde, jedoch blieben derartige Ankündigungen auch bei vorangegangenen Softwareupdates immer ohne Wirkung.

Lange Rede kurzer Sinn: Ich werde keinesfalls auf das Adobe-Abosystem umsteigen und somit auch Lightroom zukünftig durch eine andere Software ersetzen müssen. Natürlich bringt dies das unangenehme "Umlernen" auf eine neue Bedienoberfläche mit sich. Aber das ist mir immer noch lieber als mich in eine teure Abofalle zu begeben, die all meine Entscheidungen hinsichtlich Datensicherheit und Systempflege umschmeißt. CaptureOne rückt seit einiger Zeit immer mehr in den Fokus von Fotografen, welche mit der Performance von Lightroom  nicht mehr zufrieden sind. Aber auch von Serif wird ein LR-Pendent erwartet, welches ebenso wie Affinity als Kaufversion zur Verfügung stehen könnte. Ich habe mich mit der Thematik selbst noch nicht umfassend auseinandergesetzt, werde dies aber wohl im Laufe der nächsten Monate tun müssen.

P.S. Sollte hier jemand bereits über weiterführendes Wissen verfügen würde ich mich natürlich gerne über Tipps und Hinweise freuen :). 

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Kommentare: 4
  • #1

    Alex (Freitag, 20 Oktober 2017 20:58)

    Das Thema beschäftigt mich auch schon länger und ich sehe das prinzipiell genau so... Ein Abo kam nie in Frage. Daher nutze ich bisher LR6 und PS Elements. (Letzteres allerdings äußerst selten, da LR für fast alles völlig ausreichend ist, für mich.) Die Frage nach Alternativen entstand zunächst durch die Trägheit von Lightroom beim Sichten der RAW-Dateien. Da wären also Capture 1 Pro als teure Alternative zu LR und Affinity Photo als günstige Alternative zu Photoshop. Beides theoretisch sehr interessante Programme. Habe ich allerdings noch nicht testen können...

  • #2

    RAWR (Mittwoch, 25 Oktober 2017 15:44)

    @Alex: Wie nutzt du die Software denn? Brauchst du LR zum sortieren deiner Fotos, zur Stapelverarbeitung oder lediglich um das RAW-Format bei Einzelfotos irgendwie zu handhaben? LR bietet enorme Möglichkeiten und anscheinend arbeitet jeder mit dem ich darüber spreche sehr unterschiedlich mit dem Programm. Hat PS-Elements eine RAW-Engine?

    Auch auf meiner Facebook-Präsenz wurde das ganze Thema breit diskutiert. Dabei sind einige Programme in den Raum geworfen worden, wobei es im wesentlichen eben auf die eher schmale Entscheidungsmöglichkeit zwischen Capture One und LR hinauslief. Ich hoffe deshalb noch sehr auf ein baldiges Software-Release von Serif. AffinityPhoto werde ich mir definitiv in absehbarer Zeit mal zu Gemüte führen und dann auch umfassend darüber berichten. Vielleicht führt die eingebettete RAW-Engine im Bearbeitungstool ja auch zu einer Verschlankung meines derzeit kaskadierten Workflows. Lediglich für die Stapelverarbeitung müsste man sich dann nochmal Gedanken machen. Aber dies kommt bei mir eh nur selten vor und da wird auch das alte LR es noch packen.

  • #3

    Alex (Montag, 13 November 2017 16:02)

    LR nutze ich zur Archivierung / Sortierung (oberflächlich) und Bildbearbeitung (hauptsächlich) mit RAW und JPG. PS-Elements nutze ich nur für manche Filter, manchmal zum Schärfen und wenn Ebenen nützlich sind. RAW lassen sich ebenfalls in PS-Elements importieren. Stapelverarbeitung ist bisher kein Thema bei mir.

    Ich bin noch nicht bereit für einen Wechsel zu C1, da ich noch nicht ausreichend Verbesserungspotential (für meine Arbeitsweise) in Relation zum Anschaffungspreis sehe. Das kann sich natürlich ändern. Ich werde wohl erst mal auf deinen Bericht zu Affinity Photo warten... ;)

  • #4

    RAWR (Freitag, 24 November 2017 10:50)

    @Alex:
    Ich bin kürzlich durch den Blog von Stephan Wiesner auf die Software On1 PhotoRaw aufmerksam geworden. Sie wird als Volllizenz ohne Abo angeboten zu einem Preis, der dem bisherigen LR-Preis von 120€ entspricht. Für Bestandskunden, die in Zukunft auf eine neuere Version upgraden wollen wird ein Rabatt geboten. Eine kostenfreie 30-Tage Testversion steht auf ihrer Homepage zum Download bereit. Da es erst vor einem Jahr auf den Markt gekommen ist steckt es noch ein bisschen in den Kinderschuhen, wird aber schnell und stetig weiterentwickelt.
    Das Unternehmen zielt stark auf LR-Bestandskunden ab und verspricht einen einfachen, unkomplizierten Wechsel vom Workflow her. Ich selbst bin noch nicht dazu gekommen die Software zu testen, aber ein Freund hat bereits erste Tests gestartet und meint es schaut vielversprechend aus. Auch das tethern läuft schneller als bei LR. Wenn ich über die Feiertage zum Jahreswechsel vielleicht mal ein paar ruhige Tage finde werde ich das Programm wohl selbst auch mal unter die Lupe nehmen. Ich bin aber sehr gespannt drauf. Vielleicht wäre das ja für dich auch mal einen Blick wert ;-).